Warum Stubenreinheit Geduld und System braucht

Ein Welpe, der ins Wohnzimmer pinkelt oder heimlich hinter das Sofa kotet – für viele frischgebackene Hundebesitzer eine der größten Herausforderungen. Dabei ist Stubenreinheit keine Frage von Intelligenz oder Sturheit, sondern von Reife, Routine und richtigem Training.

Welpen werden nicht stubenrein geboren. Sie müssen erst lernen, ihre Blase und ihren Darm zu kontrollieren – und das braucht Zeit. Ein 8 Wochen alter Welpe kann seine Blase maximal 1-2 Stunden halten, ein 4 Monate alter Welpe etwa 4 Stunden. Erwarte also keine Wunder über Nacht.

Die gute Nachricht: Mit der richtigen Methode, klaren Routinen und viel Geduld bekommst du jeden Welpen stubenrein. Dieser Leitfaden zeigt dir Schritt für Schritt, wie du vorgehst, welche Fehler du vermeiden musst und wie ein realistischer Zeitplan aussieht.

Die Grundlagen: Was du wissen musst

Wie funktioniert Stubenreinheit beim Welpen?

Physiologische Entwicklung:

Welpen haben in den ersten Lebenswochen keinerlei Kontrolle über Blase und Darm. Diese Fähigkeit entwickelt sich erst langsam:

  • 8-10 Wochen: Blase kann 1-2 Stunden gehalten werden
  • 12 Wochen: 2-3 Stunden möglich
  • 16 Wochen: 3-4 Stunden
  • 6 Monate: 5-6 Stunden
  • 12 Monate: Vollständige Kontrolle (wie erwachsener Hund)

Faustregel: Ein Welpe kann seine Blase ungefähr so viele Stunden kontrollieren, wie er Monate alt ist. Ein 3 Monate alter Welpe schafft also maximal 3 Stunden – danach MUSS er raus!

Lernprozess:

Stubenreinheit ist eine Kombination aus:

  1. Körperlicher Reife (kann er überhaupt halten?)
  2. Verknüpfung lernen (draußen = richtiger Ort zum Lösen)
  3. Routine etablieren (feste Zeiten, klare Abläufe)
  4. Positive Verstärkung (Lob für richtiges Verhalten)

Wie lange dauert es realistisch?

Durchschnittswerte:

  • Kleine Rassen (Chihuahua, Yorkshire Terrier): 6-8 Monate
  • Mittelgroße Rassen (Beagle, Cocker Spaniel): 4-6 Monate
  • Große Rassen (Labrador, Golden Retriever): 4-5 Monate

Einflussfaktoren:

  • Alter bei Einzug: Jüngere Welpen brauchen länger
  • Konsequenz: Je klarer die Regeln, desto schneller der Erfolg
  • Vorgeschichte: Welpen aus guter Zucht (saubere Wurfkiste) lernen schneller
  • Individuelle Veranlagung: Manche Welpen sind einfach schneller

Wichtig: Auch nach dem “offiziellen” Stubenrein-Sein können noch Unfälle passieren. Vollständige Zuverlässigkeit kommt oft erst mit 8-12 Monaten.

Warum Bestrafung nicht funktioniert

Typische Fehler (bitte niemals tun!):

Welpen anschreien oder körperlich bestrafen → Erzeugt Angst, Welpe versteckt sich beim nächsten Mal

Nase ins Malheur drücken → Völlig kontraproduktiv, Welpe versteht den Zusammenhang nicht

Nachträglich schimpfen → Welpen leben im Moment – nach 5 Minuten weiß er nicht mehr, was er getan hat

Was passiert bei Bestrafung:

  • Welpe lernt nicht, WOHIN er soll, sondern nur, dass es gefährlich ist, ÜBERHAUPT zu lösen
  • Er macht heimlich in Ecken, wo du ihn nicht siehst
  • Er frisst seinen eigenen Kot, um Beweise zu beseitigen
  • Vertrauensverlust zwischen dir und dem Welpen

Richtig: Positive Verstärkung – Lob und Belohnung für richtiges Verhalten draußen!

Schritt 1: Vorbereitung vor dem Einzug

Bevor dein Welpe bei dir einzieht, solltest du dich bestmöglich vorbereiten. Eine vollständige Übersicht zur Welpen-Erstausstattung hilft dir dabei, nichts Wichtiges zu vergessen.

Die richtigen Voraussetzungen schaffen

Festen Löseplatz draußen definieren:

  • Wähle einen ruhigen Ort in Gartennähe oder vor der Haustür
  • Immer derselbe Platz (Geruch hilft dem Welpen, sich zu lösen)
  • Nicht mitten im Trubel oder an lauten Straßen
  • Leicht und schnell erreichbar (keine langen Wege!)

Wohnung vorbereiten:

  • Entferne Teppiche in den ersten Wochen oder schütze sie mit Folie
  • Lege Fliesenböder oder leicht abwaschbare Bereiche fest (hier darf der Welpe anfangs sein)
  • Besorge Enzymreiniger (zersetzt Gerüche, verhindert Markieren)
  • Stelle Reinigungsmaterial bereit (Küchenrolle, Eimer, Lappen)

Zeitplan erstellen:

Überlege dir, wer wann mit dem Welpen rausgeht:

  • In den ersten 2 Wochen: Alle 1-2 Stunden (auch nachts!)
  • Danach langsam verlängern
  • Feste Verantwortlichkeiten in der Familie klären

Hilfsmittel besorgen (optional):

  • Welpentoilette/Trainingsunterlagen: Für nachts oder wenn du mal nicht sofort raus kannst (nur Übergangslösung!)
  • Glöckchen an der Tür: Welpe lernt, zu klingeln, wenn er raus muss (fortgeschrittenes Training)
  • Leckerlis: Kleine, weiche Belohnungshäppchen für draußen

Schritt 2: Die ersten Tage – Routine etablieren

Der erste Tag: Beobachten und lernen

Sofort nach Ankunft:

  1. Nimm den Welpen aus der Transportbox
  2. Trage ihn DIREKT zum Löseplatz draußen
  3. Warte geduldig, bis er sich löst (kann 10-15 Minuten dauern)
  4. Sobald er pinkelt oder kotet: Ruhig loben (“Fein gemacht!” oder “Braver Hund!“)
  5. Kleine Belohnung geben (Leckerli)

Warum direkt raus?

  • Erste positive Verknüpfung: Neues Zuhause = draußen lösen
  • Verhindert ersten Unfall in der Wohnung
  • Zeigt dem Welpen sofort, wo der richtige Ort ist

Feste Zeiten: Wann du IMMER rausgehen musst

Nicht verhandelbar – bei diesen Gelegenheiten SOFORT raus:

  1. Direkt nach dem Aufwachen (morgens, nach jedem Nickerchen)
  2. Nach jeder Mahlzeit (15-30 Minuten später)
  3. Nach dem Spielen (Bewegung regt Verdauung an)
  4. Vor dem Schlafengehen (letzte Chance für die Nacht)
  5. Alle 1-2 Stunden zwischendurch (anfangs)

Zusätzliche Trigger beobachten:

  • Welpe schnüffelt intensiv am Boden
  • Dreht sich im Kreis
  • Winselt oder wird unruhig
  • Läuft zur Tür

Tipp: Stelle dir einen Timer auf dem Handy, damit du die 1-2-Stunden-Intervalle nicht vergisst!

Nachts: Die größte Herausforderung

Realität: Die ersten Wochen wirst du nachts raus müssen. Welpen können ihre Blase nachts nicht 8 Stunden halten.

So gehst du vor:

  1. Letzter Gang vor dem Schlafengehen: Gehe spät raus (23 Uhr oder später)
  2. Welpe schläft in deiner Nähe: Im Schlafzimmer in Transportbox oder auf Decke (du hörst, wenn er unruhig wird)
  3. Wecker stellen: Nach 3-4 Stunden aufstehen und rausgehen (z.B. um 2-3 Uhr nachts)
  4. Kein Spiel, kein Aufwecken: Ruhig rausgehen, lösen lassen, sofort wieder rein und schlafen
  5. Morgens früh raus: Um 6-7 Uhr direkt nach draußen

Mit der Zeit:

  • Nach 2-3 Wochen: Nächtlicher Gang wird später (4-5 Stunden)
  • Nach 4-6 Wochen: Viele Welpen schaffen die Nacht durch (6-7 Stunden)
  • Kleine Rassen brauchen länger als große

Welpentoilette nachts?

Wenn du es absolut nicht schaffst, alle paar Stunden rauszugehen, kannst du eine Welpentoilette oder Trainingsunterlagen nutzen:

  • Nur im Notfall und als Übergangslösung!
  • Verzögert Stubenreinheit (Welpe lernt: Drinnen ist auch okay)
  • Stelle sie weit weg vom Schlafplatz auf

Schritt 3: Training und Positive Verstärkung

Das richtige Lob: Timing ist alles

Goldene Regel: Lobe WÄHREND der Welpe sich löst oder unmittelbar danach (innerhalb 2 Sekunden)!

Wie du lobst:

  1. Ruhige, freundliche Stimme: “Fein gemacht”, “Braver Hund”, “Super”
  2. Immer dasselbe Kommando: Wähle ein Wort wie “Mach Pipi” oder “Lös dich” und nutze es jedes Mal
  3. Sofortige Belohnung: Kleines Leckerli direkt nach dem Lösen
  4. Kein überdrehtes Loben: Sonst wird der Welpe zu aufgeregt und hört mittendrin auf

Warum das funktioniert:

  • Welpe verknüpft: Draußen lösen = positive Konsequenz
  • Kommando wird später abrufbar (“Mach Pipi” vor langen Autofahrten)
  • Motiviert den Welpen, sich draußen zu lösen

Was tun bei Unfällen in der Wohnung?

Szenario 1: Du ertappst ihn auf frischer Tat

  1. Sage ruhig, aber bestimmt: “Nein” oder “Aus”
  2. Nimm den Welpen sofort hoch (auch wenn er noch pinkelt)
  3. Trage ihn schnell nach draußen zum Löseplatz
  4. Wenn er draußen weitermacht: Loben und belohnen!
  5. Gehe zurück und reinige mit Enzymreiniger (kein Ammoniak-Reiniger!)

Szenario 2: Du entdeckst das Malheur später

  1. Gar nichts sagen – der Welpe versteht den Zusammenhang nicht mehr
  2. Kommentarlos aufwischen
  3. Enzymreiniger nutzen (verhindert Geruchsmarkierung)
  4. Überlege: Wann war der letzte Gang nach draußen? Hast du Anzeichen übersehen?
  5. Beim nächsten Mal früher rausgehen

Wichtig: Unfälle sind keine Katastrophe. Sie gehören zum Lernprozess dazu!

Kommando etablieren: “Mach Pipi”

So trainierst du ein Lösungskommando:

  1. Gehe mit dem Welpen zum Löseplatz
  2. Warte, bis er anfängt zu pinkeln oder zu koten
  3. Sage WÄHREND er sich löst ruhig: “Mach Pipi” (oder dein gewähltes Kommando)
  4. Lobe und belohne sofort danach
  5. Wiederhole das bei jedem Toilettengang konsequent

Warum das sinnvoll ist:

  • Nach einigen Wochen verknüpft der Welpe das Kommando mit der Handlung
  • Du kannst später gezielt abrufen: “Mach Pipi” vor langen Autofahrten, Tierarztbesuchen etc.
  • Besonders praktisch bei Regen oder Kälte (Welpe löst sich schneller)

Geduld: Es dauert 3-6 Wochen, bis das Kommando wirklich sitzt.

Schritt 4: Woche für Woche – Realistischer Trainingsplan

Woche 1-2: Die Intensivphase

Was passiert:

  • Welpe ist noch völlig unsicher und kennt die Regeln nicht
  • Sehr viele Unfälle sind normal (5-10 pro Tag)
  • Blase und Darm können kaum kontrolliert werden

Dein Trainingsplan:

  • Alle 1-2 Stunden rausgehen (tagsüber)
  • Nachts 1-2x raus (nach 3-4 Stunden)
  • Nach jedem Aufwachen, Essen, Spielen: SOFORT raus
  • Lobe jeden erfolgreichen Toilettengang draußen
  • Unfälle in der Wohnung kommentarlos aufwischen

Realistisches Ziel: 30-50 Prozent der Toilettengänge draußen

Woche 3-4: Erste Fortschritte

Was passiert:

  • Welpe beginnt, draußen mit dem Lösen zu verknüpfen
  • Unfälle werden seltener (3-5 pro Tag)
  • Blase kann 2-3 Stunden gehalten werden

Dein Trainingsplan:

  • Alle 2-3 Stunden rausgehen (langsam Intervalle verlängern)
  • Nachts 1x raus (viele Welpen schaffen jetzt 4-5 Stunden)
  • Weiterhin feste Zeiten: nach Aufwachen, Essen, Spielen
  • Loben und belohnen nicht vergessen!
  • Beobachte Anzeichen: Schnüffeln, Unruhe → sofort raus

Realistisches Ziel: 60-70 Prozent der Toilettengänge draußen

Woche 5-8: Deutliche Verbesserung

Was passiert:

  • Welpe zeigt oft an, wenn er raus muss (Unruhe, zur Tür laufen)
  • Unfälle nur noch 1-2x pro Tag (oft bei Aufregung oder zu langem Warten)
  • Blase kann 3-4 Stunden gehalten werden

Dein Trainingsplan:

  • Alle 3-4 Stunden rausgehen
  • Nachts durchschlafen (viele Welpen schaffen jetzt 6-7 Stunden)
  • Festige feste Zeiten: morgens, mittags, abends, vor dem Schlafen
  • Reaktion auf Signale: Wenn Welpe zur Tür läuft, sofort rausgehen
  • Weiterhin loben!

Realistisches Ziel: 80-90 Prozent der Toilettengänge draußen

Woche 9-16: Fast stubenrein

Was passiert:

  • Welpe ist tagsüber zuverlässig (meldet sich, hält länger)
  • Vereinzelte Unfälle bei Stress, Aufregung oder Krankheit
  • Blase kann 4-6 Stunden gehalten werden

Dein Trainingsplan:

  • Alle 4-6 Stunden rausgehen (feste Zeiten beibehalten!)
  • Morgens, mittags, abends, vor dem Schlafen
  • Routine weiterführen (nicht nachlässig werden!)
  • Bei Unfällen: Zurück zu häufigerem Rausgehen für einige Tage

Realistisches Ziel: 95 Prozent zuverlässig

Ab Monat 5-6: Stubenrein

Was passiert:

  • Welpe ist zuverlässig stubenrein
  • Unfälle nur in Ausnahmesituationen (Krankheit, extreme Aufregung)
  • Kann Blase 6-8 Stunden halten

Dein Trainingsplan:

  • Feste Routinen beibehalten (morgens, abends, bei Bedarf mittags)
  • Weiterhin loben (muss nicht mehr bei jedem Mal sein, aber gelegentlich)
  • Flexibilität möglich (aber nicht übertreiben!)

Wichtig: Auch “stubenreine” Welpen können bis zum 12. Monat vereinzelt Unfälle haben – besonders in der Pubertät (5-8 Monate).

Schritt 5: Häufige Probleme und Lösungen

Problem 1: Welpe macht nur drinnen, nicht draußen

Mögliche Ursachen:

  • Draußen zu viele Ablenkungen (Geräusche, Gerüche, andere Hunde)
  • Welpe ist zu aufgeregt
  • Zu kurze Wartezeit draußen
  • Löseplatz ist unangenehm (zu laut, zu hell, zu viele Menschen)

Lösungen:

✅ Wähle einen ruhigeren Löseplatz ✅ Warte mindestens 10-15 Minuten (auch wenn es nervt!) ✅ Gehe mehrmals hin und her (Bewegung regt Blase an) ✅ Bleibe ruhig stehen, keine Ablenkung, kein Spiel ✅ Nutze das Lösungskommando (“Mach Pipi”) ✅ Wenn er sich gelöst hat: SOFORT loben und danach erst spielen (Spielen als Belohnung!)

Problem 2: Welpe zeigt nicht an, dass er raus muss

Realität: Viele Welpen lernen das Anzeigen erst spät (4-6 Monate). Bis dahin bist DU verantwortlich, rechtzeitig rauszugehen!

Lösungen:

✅ Gehe weiterhin nach festem Zeitplan raus (nicht warten, bis er sich meldet) ✅ Beobachte typische Anzeichen: Schnüffeln, Kreisen, Unruhe → sofort raus! ✅ Trainiere “Glocke läuten”: Hänge Glöckchen an die Tür, läute sie jedes Mal, bevor du rausgehst → Welpe verknüpft Glocke mit Rausgehen ✅ Belohne jede Andeutung von Anzeigen (zur Tür laufen, Winseln)

Problem 3: Rückfälle nach guten Wochen

Mögliche Ursachen:

  • Pubertät (4-8 Monate): Hormonelle Veränderungen führen zu Vergesslichkeit
  • Krankheit: Blasenentzündung, Durchfall, Parasiten
  • Stress: Umzug, neue Familienmitglieder, Urlaub
  • Wetterumschwung: Welpe will nicht raus (Regen, Kälte, Schnee)
  • Nachlässigkeit: Du gehst zu selten raus, lobst nicht mehr

Lösungen:

✅ Gehe zurück zu häufigerem Rausgehen (alle 2-3 Stunden) ✅ Lobe wieder konsequenter ✅ Lasse beim Tierarzt abklären, ob gesundheitliche Ursachen vorliegen ✅ Bei schlechtem Wetter: Regenjacke für den Welpen, überdachter Löseplatz ✅ Bleibe geduldig – Rückfälle sind normal und vorübergehend

Problem 4: Welpe macht heimlich in versteckte Ecken

Ursache:

  • Welpe wurde für Unfälle bestraft
  • Er hat gelernt: Wenn Mensch nicht sieht, gibt es keine Strafe
  • Versteckt sich beim Lösen

Lösungen:

✅ Höre SOFORT auf zu bestrafen (falls du es noch tust) ✅ Beobachte den Welpen lückenlos (oder begrenze seinen Bewegungsradius) ✅ Gehe häufiger raus ✅ Reinige versteckte Ecken gründlich mit Enzymreiniger ✅ Blockiere Zugang zu diesen Ecken (Möbel umstellen, Absperrgitter)

Problem 5: Welpe trinkt und pinkelt extrem viel

Achtung: Gesundheitliches Problem möglich!

Mögliche Ursachen:

  • Diabetes
  • Nierenprobleme
  • Blasenentzündung
  • Hormonelle Störungen

Lösung:

Sofort zum Tierarzt! Übermäßiges Trinken und Urinieren ist nicht normal ✅ Notiere Trinkmenge und Häufigkeit (hilft dem Tierarzt bei Diagnose)

Schritt 6: Fortgeschrittenes Training

Welpe lernt, an der Tür zu “klingeln”

Methode 1: Glöckchen-Training

  1. Hänge Glöckchen an die Terrassentür oder Haustür (in Welpenhöhe)
  2. Jedes Mal, bevor du rausgehst: Berühre die Glocke, sodass sie läutet
  3. Gehe sofort danach raus
  4. Nach einigen Wochen: Führe die Pfote des Welpen zur Glocke, läute sie, gehe raus
  5. Sobald der Welpe von selbst läutet: SOFORT rausgehen und überschwänglich loben!

Vorsicht: Manche Welpen läuten aus Spaß – gehe trotzdem jedes Mal raus, auch wenn er nicht muss (sonst lernt er, dass es nicht funktioniert)

Methode 2: Kratzen oder Bellen

Manche Welpen lernen von selbst, an der Tür zu kratzen oder zu bellen:

✅ Lobe und verstärke dieses Verhalten sofort ❌ Gehe aber auch raus, wenn er es übertreibt (sonst wird er zum Dauerkratzer)

Stubenreinheit an verschiedenen Orten

Problem: Welpe ist zu Hause stubenrein, aber bei Freunden oder im Hotel macht er rein.

Warum?

  • Neue Umgebung = neue Regeln aus Welpensicht
  • Er versteht nicht, dass “drinnen ist tabu” überall gilt

Training:

✅ Nimm den Welpen regelmäßig mit zu Freunden, Familie, ins Café ✅ Gehe dort genauso oft raus wie zu Hause ✅ Loben, wenn er draußen macht ✅ Bei Unfäll drinnen: Wie zu Hause reagieren (ruhig, sofort raus) ✅ Mit der Zeit generalisiert der Welpe: “Drinnen ist nirgendwo erlaubt”

Typische Mythen und Irrtümer

Mythos 1: “Mein Welpe ist bockig/dumm, deshalb macht er rein”

Wahrheit: Welpen machen nicht aus Trotz oder Dummheit rein. Sie sind einfach noch nicht körperlich oder geistig reif genug. Stubenreinheit hat nichts mit Intelligenz zu tun!

Mythos 2: “Ich muss ihn bestrafen, damit er es lernt”

Wahrheit: Bestrafung ist kontraproduktiv. Welpen lernen durch positive Verstärkung (Lob für draußen), nicht durch Angst vor Strafe.

Mythos 3: “Mit 12 Wochen muss ein Welpe stubenrein sein”

Wahrheit: Das ist viel zu früh! Realistisch sind 4-6 Monate, bei kleinen Rassen sogar 6-8 Monate. Erwartungen runterschrauben!

Mythos 4: “Wenn ich ihn auf seine Unfälle hinweise, lernt er es”

Wahrheit: Welpen können zeitliche Zusammenhänge nur wenige Sekunden verstehen. Nachträgliches Schimpfen bringt gar nichts – er weiß nicht, wofür er bestraft wird.

Mythos 5: “Draußen muss er sofort machen, sonst gehen wir wieder rein”

Wahrheit: Welpen brauchen Zeit (10-15 Minuten) und oft Bewegung, um sich zu lösen. Geduld zahlt sich aus!

Checkliste: Bist du bereit für das Stubenreinheitstraining?

Vorbereitung:

  • ✅ Löseplatz draußen ausgewählt (ruhig, immer derselbe Ort)
  • ✅ Enzymreiniger und Reinigungsmaterial besorgt
  • ✅ Teppiche entfernt oder geschützt
  • ✅ Leckerlis für Belohnungen bereitgelegt
  • ✅ Zeitplan erstellt (wer geht wann raus?)
  • ✅ Familie/Mitbewohner sind informiert und ziehen mit

Training:

  • ✅ Alle 1-2 Stunden rausgehen (anfangs)
  • ✅ Feste Zeiten: nach Aufwachen, Essen, Spielen, vor Schlafen
  • ✅ Nachts 1-2x rausgehen (erste Wochen)
  • ✅ Sofortiges Loben und Belohnen draußen
  • ✅ Bei Unfällen: Ruhig bleiben, sofort raus, kein Schimpfen
  • ✅ Kommando etablieren (“Mach Pipi”)

Geduld und Realismus:

  • ✅ Erwartungen anpassen: 4-6 Monate sind normal
  • ✅ Rückschläge einplanen (besonders in Pubertät)
  • ✅ Konsequent bleiben, auch wenn es nervt
  • ✅ Bei Problemen: Tierarzt konsultieren (gesundheitliche Ursachen ausschließen)

Fazit: Geduld zahlt sich aus

Einen Welpen stubenrein zu bekommen, ist eine der ersten großen Herausforderungen in eurem gemeinsamen Leben – und gleichzeitig eine wichtige Lernerfahrung für euch beide. Es braucht Zeit, Geduld und Konsequenz, aber jeder Welpe schafft es irgendwann.

Die wichtigsten Grundsätze:

Routine ist alles – feste Zeiten, klare Abläufe ✅ Positive Verstärkung funktioniert – Lob und Belohnung, niemals Bestrafung ✅ Unfälle gehören dazu – bleibe ruhig und geduldig ✅ Jeder Welpe ist anders – vergleiche dich nicht mit anderen ✅ Es geht vorbei – mit 6-8 Monaten sind die meisten Hunde zuverlässig stubenrein

Investiere jetzt die Zeit und Energie ins konsequente Training – es zahlt sich aus. Ein stubenreiner Hund bedeutet Freiheit, Entspannung und ein harmonisches Zusammenleben für die nächsten 10-15 Jahre.

Viel Erfolg und gute Nerven – du schaffst das!